Experiment: Wie schnell reagiert dein Gehirn auf Reize?
Backyard Brains Logo

Neurowissenschaften für jedermann!

+49 176 24386548


items ()

Experiment: Wie schnell reagiert dein Gehirn auf Reize?

Wie schnell bist du? Weißt du was ein Reflex und was eine Reaktion ist? Diese Experimentieranleitung zeigt dir, wie schnell unser Nervensystem und das Muskelsystem, das davon aktiviert wird, sind.

Time 1 - 1.5 Stunden
Difficulty Mittel

What will you learn?

In diesem Experiment bekommst du eine Einleitung in die Welt der Reflexe und Reaktionen. Und natürlich wie man sie messen kann. Keine Sorge wir werden keinen Fußball in dein Gesicht werfen. . . zumindest noch nicht!

Prerequisite Labs

Equipment


Hintergrund

Anmerkung: Backyard Brains hat den digitalen Reaction Timer entwickelt, der die elektrischen Signale deines Körpers benutzt, um deine Reaktionszeiten zu messen! Falls dir dieses Experiment gefällt und du ins nächste Level aufsteigen willst, dann schau' dir den Backyard Brains Reaction Timer an!

Die Geschwindigkeit deiner Reatkionen spielen eine wichtige Rolle in deinem Alltag. Auf schnelle Reaktionen können große Belohnungen folgen: zum Beispiel wenn du als Torhüter in der letzen Sekunde den Sieg festhälst. Langsame Reaktionszeiten hingegen können erschreckende Konsequenzen haben.

Die Reaktionszeit ist ein Maß dafür wie schnell ein Organismus auf einen bestimmten Stimulus reagieren kann. Du hast allerdings auch "Reflexe". Reflexe und Reaktionen unterscheiden sich ziemlich stark voneinander, auch wenn sie auf dem ersten Blick eher ähnlich erscheinen. Reflexe sind unwillentlich, werden gebraucht um den Körper zu beschützen und sind schneller als Reaktionen. Reflexe sind meist rückgekoppelte Signalschleifen, die wir brauchen um unseren Körper in seine ursprüngliche Ausgangslage zu versetzen, bzw. in ein stabiles Gleichgewicht. Das klassische Beispiel kennst du wahrscheinlich aus der Arztpraxis: den Patellar-Kniesehnenreflex.

Dieser Reflex wird auch Dehnreflex gennant und wird durch einen Schlag auf die Sehne unterhalb der Patella (Kniescheibe) ausgelöst. Dieser Reflex wurde 1875 unabhängig voneinander von zwei deutschen Neurologen, Wilhelm Heinrich Erb und Carl Friedrich Otto Westphal, beschrieben. In den ursprünglichen Veröffentlichungen bezeichnet Erb den Reflex als "Patellarsehnenreflex" und Westphal als "Unterschenkelphänomen". Heutzutage ist er meist als Kniesehnenreflex bekannt.

Dieser Reflex wird oft als Beispiel für einen "Reflexbogen" benutzt. Es ist ein System, das aus 3 Hauptkomponenten besteht und negative Rückkoppelungsinformation benutzt (negative feedback loop):

  • Eine sensorische Komponente oder ein afferentes Neuron. Diese Nervenzellen nehmen Information auf und übersetzen sie in elektrische Signale, die ins zentrale Nervensystem geschickt werden. Im Grunde genommen ähnlich zu den Aktionspotentialen, die du auch im Kakerlakenbein messen kannst.
  • Integrationszentrum oder Interneuron. Diese Nervenzellen arbeiten als sensorische Prozesszentren, die die Stärke des einkommenden Signals erkennen. Diese findet man im zentralen Nervensystem (in deiner Wirbelsäule).
  • Die Efferenz oder das Motorneuron bekommt die Information vom Interneuron und schickt sie zu den Effektoren, die die Antwort einleiten. Die Effektoren sind meist Muskelfasern, genauso wie im Kniesehnenreflex, oder eine Drüse (z.B.: Speicheldrüse).
  • Y = gemessene Distanz in Zentimeter
  • g0 = die Beschleunigung, aufgrund der Schwerkraft konstant (980 cm/sec2 )
  • t = Zeit in Sekunden

    Hier ist ein Beispiel wie man die Gleichung benutzt:

    Es ist schon ein recht großer Aufwand jede Nummer einzeln umzurechnen. Deswegen haben wir eine Umrechnungstabelle, mit der man schnell die Zentimeter in Sekunden umrechnen/ablesen kann. Allerdings fehlen ein paar Werte in dieser Tabelle. Du musst sie noch einsetzen um die Tabelle zu vervollständigen. Benutz' dafür die obere Gleichung oder schreib' ein kleines Computerprogramm (in Matlab, Excel, Python...), wenn du das drauf hast.

    Nachdem du die Umrechnungstabelle benutzt hast und die Zentimeter in Sekunden umgerechnet hast, kannst du ein besseres Gefühl für deine Daten bekommen. Wie kann man deine Messungen mit durchschnittlichen Reaktionszeiten vergleichen. Ganz einfach! Die durschnittliche Reaktionszeit bei Menschen beträgt 0.25 Sekunden auf visuelle Reize, 0.17 für Audiostimuli und 0.15 Sekunden für taktile Reize.

    Handout fürs Klassenzimmer

    Dieses Handout wurde von Virginia Johnson erstellt. Sie hat unser Experiment so angepasst, dass man es als Lehrmittel hervorragend benutzen kann. Das Handout gibt sehr gute Anweisungen wie die visuellen, taktilen, und auditorischen Experimente auf eine einzelne Seite untergebracht werden können (auf Englisch und nach den Highschoolstandards der USA). Danke Virginia, dass du es mit uns geteilt hast!

    Du hast noch nicht genug?

    • Warum haben die Berührungs- und Gehörreize schnellere Reaktionszeiten im Durchschnitt? Wie viel schneller sind sie? Passen deine Resultate mit den obrigen Zahlen zusammen?
    • Erwartest du Unterschiede in den Reaktionszeiten zwischen männlichen und weiblichen Testpersonen? Wie siehts bei athletischen vs. gemütlich lebenden Testpersonen aus?
    • Wieso sollte man nicht die Reaktionszeiten bei den taktilen Reiz ähnlich aufbauen wie die vorherigen und eine Entscheidung mit einbauen? Wie müsstest du das Experiment verändern um genau dies zu messen?
    • Wie du wahrscheinlich weißt, hast du eine dominante und eine nicht-dominante Hand Mit nur vier Versuchsreihen ist es schwierig einen Unterschied zu sehen. Versuch' mal das Experiment 10-20 Mal zu wiederholen und führe das Experiment mit Links- und Rechtshändern durch. Vielleicht sieht man dann einen Unterscheid zwischen der "starken" und der "schwachen" Hand.
    • Die durchschnittliche Leitgeschwindigkeit ist ungefähr 20-80 m/s. Es braucht ungefähr 1 ms, dass Neurotransmitter eine Synapse überqueren können.
    • Berechne das untere Limit für deinen Kniesehnenreflex vs. was du denkst wie lang der Reflex bei einer Giraffe braucht. Als Test kannst du die Reaktionszeiten bei unterschiedlich großen Menschen messen und schauen, ob du einen Unterschied siehst.